St. Martin Schwabmühlhausen
Schwabmühlhausen wurde wohl im 6. Jahrhundert von zugewanderten Alemannen gegründet. Dies belegen Funde eines Reihengräberfeldes und eines Adelsgrabes aus dem 6. und 7. Jahrhundert in der Nähe der Kirche. Das Patrozinium des Hl. Martin weist auf eine Christianisierung in der Zeit der Merowinger hin. Seit 1183 bis zur Säkularisation hatte das Kloster Rottenbuch das Patronatsrecht für die Kirche.
Etwas erhöht über dem Ort steht die Pfarrkirche, ein helles und freundliches Bauwerk. Der älteste Teil der heutigen Kirche ist der Turm. Der quadratische untere Teil mit romanischem Unterbau (13. Jahrhundert, z.T. aus Tuffsteinquadern) wurde zuletzt im 18. Jahrhundert erhöht und verändert. Das Langhaus, der Chor und die Sakristei wurden im Jahr 1758 von Michael Stiller aus Ettringen vollkommen neu errichtet. Entstanden ist, dem Charakter einer Dorfkirche entsprechend, ein architektonisch eher einfacher und schnörkelloser, aber in seinen Proportionen außergewöhnlich harmonischer Bau. Stiller war ein konservativer, aber solider Baumeister. Auch nach mehr als 250 Jahren zeigt das Bauwerk keine statischen Mängel.
Betritt man die Kirche, öffnet sich ein hoher, heller, farbenfroher Raum: typisches Rokoko!
Die prachtvollen Fresken hat Johann Baptist Enderle aus Donauwörth geschaffen. Das Deckenfresko im Chor stellt Maria als Rosenkranzkönigin dar, ein überaus seltenes Motiv. Die Deckenfresken im Langhaus und die Fresken an den Emporenbrüstungen zeigen Szenen aus dem Leben des Hl. Martin (u.a. die Mantelteilung) und verherrlichen seine Tugenden.
Die ausgezeichneten Stuckaturen stammen von Nikolaus Schütz aus Landsberg. Er war Schüler und später Vorarbeiter von Dominikus Zimmermann. Der Stuck umrahmt die Fresken und gibt dem Kirchenraum etwas Leichtes und Verspieltes, ohne sich vorzudrängen.
Der bekannte Bildhauer Franz Xaver Schmädl aus Weilheim hat die Figuren am Hochaltar geschnitzt (Gottvater auf der Erdkugel, die Heiligen Augustinus und Ambrosius). Das Altarbild von J. B. Enderle stellt Maria vom Sieg und den Hl. Martin als Schutzheilige des Ortes dar.
St. Martin zeigt sich als einheitlich wirkendes Kunstwerk des Rokoko. Dazu trägt eine Besonderheit bei: nahezu die gesamte Ausstattung und Einrichtung der Kirche ist noch im Original aus der Erbauungszeit erhalten! Das Bay. Landesamt für Denkmalpflege bezeichnet sie deshalb als „eine der herausragenden Dorfkirchen der Region.“
Die prachtvolle Ausstattung der Kirche ist nicht Selbstzweck. Der helle, heitere und farbenfrohe Kirchenraum sollte vielmehr auf die Herrlichkeit Gottes und des Himmels hinweisen und den Kirchenbesuchern am Beispiel des Lebens und der Tugenden des Hl. Martin zeigen, wie ein gottgefälliges Leben gelingen kann.